Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2022

I m Jahr 1996 begann ich eine mehrjährige Ausbildung zum psychoanalytisch orientierten Suchttherapeuten, parallel verbunden mit über 300 Stunden Analyse der eigenen Person bei einer Psychoanalytikerin. Im Rahmen der Ausbildung lernte ich als angehender Therapeut die von Heigl-Evers, Heigl und Ott aus der Psychoanalyse entwickelte evidenzbasierte „psychoanalytisch-interaktionelle Methode“ kennen. Diese psychotherapeutische Vorgehensweise betrachtet Sucht als Kompen- sation verlorener Beziehungsfähigkeit. Sie erfordert in der therapeutischen Arbeit die Fokussierung auf die Beziehungsgestaltung zwischen Klient und Therapeut mit dem Ziel, unter anderem die Genuss- und Erwerbsfähigkeit sowie das Selbstwerterleben des Klienten deutlich zu verbessern. Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode unterscheidet sich klar von der klassischen Psychoanalyse. ... beinhaltet die wache Aufmerksamkeit gegenüber allen verbalen und nonverbalen Äußerungen des Klienten. Der Therapeut sollte ein Interesse und eine gesunde Neugier für die Lebensgeschichte des Gegenübers entwickeln. Personen, welche nicht interessiert und nicht neugierig auf andere Menschen sind, sollten nicht therapeutisch arbeiten. Präsenz … bedeutet, den Klienten in seinem Geworden-Sein und seiner Biographie, seinen Weltbewältigungs- und Lebensmeisterungsversuchen, einschließlich der Psychopathologie, ernst zu nehmen; die kranken Anteile als Element eines Überlebensversuchs anzuerkennen. Der Konsum von Suchtmitteln und/oder süchtige Verhaltensweisen (z.B. Glücksspielsucht) sind stets als eine Überlebensstrategie in der Vergangenheit zu respektieren. Dies hat dem Klienten im Rückblick geholfen zu überleben. Respekt … umfasst, den Klienten als Mitmenschen anzunehmen; womöglich vorhandene Schicksalsanteiligkeit und deren sympathiebildende Wirkung zu spüren. Erbarmen zu fühlen angesichts eines der Störung/ Sucht innewohnenden Elends bzw. Leidens. Der Therapeut hat viele ähnliche Erfahrungen und Schicksalsanteiligkeiten (z.B. Einschulung, Schulabschluss, erste Liebe, Ausbildung, Konsum von Suchtmitteln) wie der Klient. Dies zu erkennen verbessert das Mitfühlenkönnen und erleichtert es, die sympathische Seite des Klienten zu entdecken und da anzudocken. Akzeptanz Klassische Psychoanalyse Psychoanalytischinteraktionelle Methode Wirkfaktor Aufarbeitung der Kindheit und Jugendzeit Erlernen neuer Verhaltensweisen Rahmenbedingungen Couch-Setting; unsichtbarer, eingeschränkt wahrnehmbarer Therapeut Gegenübersitzen; in seiner ganzen Persönlichkeit präsenter Therapeut Psychologie Ein-Personen-Psychologie Zwei-Personen-Psychologie Grundhaltungen Abstinenz und Neutralität Präsenz, Respekt und Akzeptanz Etwas verkürzt wird dies in folgender Übersicht erkennbar Die drei Grundpfeiler in der Suchttherapie 19 THERAPEUTISCHE BEZIEHUNGEN

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