Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2021

»Neue digitale Angebote sollten gemeinsam entwickelt, umgesetzt und vor allem evaluiert werden.« 17 16 DIGITALER SPIELERSCHUTZ WISSENSCHAFT Es gibt bereits einige Apps zur Behandlung von substanzbezogenen Störungen (z. B. Drink Less; Fit & Sober; Mind the Moment; S-Health; SEVA; SmartQuit; Smoke Mind; Social-Local-Mo ;CET App A-CHESS; Kick.it; Smart-T u. a.). Wobei auch sehr deutlich zu beachten ist: Eine mögliche Anwendung von Apps und Internetauftritten durch Spielbanken haben keinen (!) Behandlungsansatz bzw. -auftrag. Sie sollten als Präventionsmaßnahmen verstanden, entwickelt und umgesetzt werden. Bei der zunehmenden Digitalisierung im Bereich des Spielerschutzes sind auch weitere Aspekte beachtenswert. In den letzten Jahren hat der Anteil der Frauen, welche Glücksspielangebote (auch in Spielbanken) nutzen, zugenommen. Das heißt, es sollten auch frauen- bzw. genderorientierte digitale Präventionsangebote erstellt werden. Es gibt bereits einige gesicherte Erfahrungen, dass Frauen ein oft anderes Glücksspielverhalten praktizieren, im Vergleich zu den männlichen Spielern und dies sollte bei den digitalen Präventionsansätzen berücksichtigt werden. Möglicherweise zählen problematische Glücksspielerinnen zu den „hidden groups“ (vernachlässigte Gruppen), welche nicht so auf­allen und dennoch dringend Unterstützung benötigen. Bereits in der Vergangenheit haben die Spielbanken mit wissenschaftlichen Einrichtungen konstruktiv zusammengearbeitet. Dieser Prozess sollte fortgeführt und ausgebaut werden. Neue digitale Angebote sollten gemeinsam entwickelt, umgesetzt und vor allem evaluiert werden. Dabei sollte nicht nur die Benutzerfreundlichkeit (Usability) im Vordergrund stehen, sondern besonders die Wirksamkeit in Bezug auf Veränderungen des Glücksspielverhaltens. Solche Studien benötigen Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis (Glücksspielanbietenden), Zeit und auch finanzielle Ressourcen, welche durch verschiedene Quellen (öffentliche Förderung; privatwirtschaftliche Anbieter etc.) bereitgestellt werden sollten. Dies setzt eine konstruktive Dialogfähigkeit aller Beteiligten (Politik, Gesetzgeber, Glücksspielende, soziale Fachkräfte, Wissenschaft, Glücksspielanbietende u. a.) voraus. Parallel und anschließend zur zunehmenden Digitalisierung wird es weitere Entwicklungstendenzen geben. Die Nutzung der künstlichen Intelligenz (KI) wird auch die Bereiche Prävention und Beratung berühren und zu erheblichen Veränderungen in den nächsten Jahren führen. Der Spielerschutz sollte sich diesen Herausforderungen proaktiv stellen und nicht abwarten, bis der Gesetzgeber bestimmte Vorgaben erlässt. Wirksamer, transparenter Spielerschutz ist stets auch im Interesse erfolgreicher Glücksspielanbietenden und trägt somit zur Zufriedenheit aller Beteiligten im Glücksspielbereich bei. Auch der Verfasser hat in den vergangenen beiden Jahren während der CoronaPandemie neue digitale Erfahrungen in den Bereichen der Prävention und Beratung sowie bei den ambulanten Einzel- und Gruppengesprächen gesammelt. Die Erfahrungen zeigen: Es lohnt sich, die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung bieten, weiterhin zu nutzen und sie auch auszubauen. Dr. Wolfgang Kursawe M.A. leitet seit 2005 die Kölner Fachstelle Glücksspielsucht und arbeitet täglich mit problematischen und/oder pathologischen Glücksspielenden in Beratung oder Behandlung. Leiter der Fachbereiche Betreutes Wohnen, Ambulante medizinische Rehabilitation, Kölner Fachstelle Glücksspielsucht und Jugendwerkstatt bei der Drogenhilfe Köln. Arbeitet als Einzel- und Gruppentherapeut mit Suchtkranken (Alkohol-, Drogen- und Glücksspielabhängigen). Lehrbeauftragter an der Ev. Hochschule Bochum, der Katholischen Hochschule Köln u. a. Diplom-Sportwissenschaftler, Uni Leipzig; Promotion in Erziehungswissenschaften, Uni Potsdam; Master of Arts in „Social Service Administration”, Uni Bonn; Abschlüsse als psychoanalytisch-orientierter Suchttherapeut und Supervisor; Heilpraktiker (Psychotherapie); Zertifizierte Universitätslehrgänge an der „S. Freud“ Uni Wien: „Excellence in Responsible Gaming“, „Krisen- und Traumaberater“, Akademischer Experte im Bereich „Spiritualität in den psychosozialen Berufen“. Zur Person

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